
W-A-S-I-C – neue Dimension des Torwarttrainings
Torhüter gelten nicht ohne Grund als Spezialisten auf dem Fußballfeld. Ihre Rolle hat sich in den vergangenen Jahren allerdings stark verändert – vom klassischen "Linekeeper", der vor allem Schüsse pariert, hin zum modernen, mitspielenden Torwart, der aktiv am Spielaufbau teilnimmt, defensive Kommandos gibt und eine zentrale Figur in der Mannschaftsorganisation darstellt. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, hat der DFB ein Trainingsmodell entwickelt, das sowohl Struktur als auch Flexibilität bietet. Das W-A-S-I-C-Modell soll Torhüter in allen Alters- und Leistungsklassen bestmöglich fördern. Wie dieses Trainingskonzept funktioniert und angewendet wird, erfahrt ihr hier.
Idee hinter dem Konzept
Die fünf Buchstaben sind die Abkürzungen für Warm-Up, Analytisch, Situativ, Integrativ und Cool-Down. Das Konzept gibt den Torwarttrainern eine klare Orientierung, ohne sie durch starre Vorgaben einzuschränken. Es gibt keine festen Zeitpläne oder Pflichtübungen für einzelne Phasen. Stattdessen können Trainer individuell entscheiden, wie sie Schwerpunkte je nach Alter, Leistungsstand oder Ziel der Einheit setzen.
Damit verbindet W-A-S-I-C Struktur mit Flexibilität, was es zu einem praxisnahen Konzept macht.
Fünf Trainingsbausteine
Warm-Up:
Jede Einheit beginnt mit einem Aufwärmteil, der mehr umfasst als nur ein paar Runden Laufen. Ziel ist es, Körper und Geist gleichermaßen auf die anstehende Belastung vorzubereiten. Mobilisation, kleine Ballübungen oder auch kognitive Reize können den Torwart gut vorbereiten und gleichzeitig zur Verletzungsprävention beitragen.
Analytisch:
In dieser Phase werden gezielt technische Grundlagen trainiert. Fangtechniken, Abrollbewegungen oder die richtige Fußstellung beim Passen können methodisch aufgebaut werden. Da der Komplexitätsgrad niedrig ist, steht die saubere Bewegungsausführung besonders im Vordergrund.
Situativ:
Nun wird es spielnäher. Die Übungen sind komplexer, und Entscheidungsprozesse rücken in den Mittelpunkt. Angreifer, Raum- und Zeitdruck kommen mit ins Spiel. Der Torwart muss nicht nur technisch sauber arbeiten, sondern auch schnelle Entscheidungen treffen.
Integrativ:
Bei diesem Baustein erfolgt die stärkste Annäherung an den Wettkampf. Der Torwart wird voll in das Mannschaftstraining eingebunden. Seine Aktionen sind direkt mit den Feldspielern verknüpft. Damit wird nicht nur die torwartspezifische Technik geübt, sondern auch das taktische Verhalten in unterschiedlichen Spielsituationen.
Cool-Down:
Nach der Belastung folgt die Regeneration: Lockerungsübungen, leichtes Auslaufen, Dehnen oder auch der Einsatz von Hilfsmitteln wie Faszienrollen helfen dem Körper, sich schneller zu erholen. Ebenso wichtig ist der mentale Aspekt. Ein ruhiger Abschluss der Einheit hilft, die Belastung abzubauen und Raum für Reflexion zu schaffen.
Praktische Umsetzung
In der Praxis zeigt sich, dass die Gewichtung der Bausteine stark variiert. So bleibt das Konzept nicht nur theoretisch, sondern ist direkt anwendbar in jeder Trainingseinheit. Außerdem kann es unabhängig von der Alters- oder Leistungsklasse angewendet werden.
Das W-A-S-I-C-Modell ist ein modernes und praxisorientiertes Trainingskonzept, das den Anforderungen des heutigen Torwartspiels gerecht wird. In einer Zeit, in der das Torwartspiel komplexer und vielseitiger wird, dient es als roter Faden, an dem sich alle Beteiligten orientieren können. Es gibt Trainern eine klare Struktur, ohne ihnen ein starres Training vorzuschreiben. Damit schafft es eine Balance zwischen systematischer Ausbildung und individueller Anpassung. Der Torwart wird optimal gefördert – technisch, taktisch, körperlich und mental.
Quelle: Gokixx
Foto: imago images/Marc Schüler









