Akzeleration – die Bedeutung von Größe im Nachwuchsfußball
Dass im Leistungssport Spieler unterschiedlicher Körpergrößen aufeinandertreffen, ist nicht außergewöhnlich. Welche zentrale Rolle das Thema Akzeleration jedoch gerade im Nachwuchsfußball spielt, lest ihr in diesem Artikel.
Akzeleration – was ist das?
Akzeleration beschreibt grundsätzlich eine beschleunigte Wachstumsentwicklung im Jugendalter. Während normalerweise das kalendarische Alter mit dem biologischen Alter übereinstimmt, gibt es hier Unterschiede: Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Reifung früher einsetzt und somit auch schneller abgeschlossen ist. Im Extremfall kann das eine Abweichung von bis zu drei Jahren vom kalendarischen Alter bedeuten. Das Gegenteil der Akzeleration ist die Retardierung, bei der das kalendarische und biologische Alter übereinstimmt. Das heißt: Wachstum (also Größe) und das Alter verlaufen nicht immer parallel. Vielmehr gibt es Wachstumsschübe, weshalb gerade im Jugendbereich der C-Jugend häufig größenmäßig ungleiche Gegner aufeinandertreffen.
Säkulare vs. individuelle Akzeleration
Generell kann zwischen säkularer und individueller Akzeleration unterschieden werden. Säkulare Akzeleration bezieht sich erstmal nur auf die physische Entwicklung, wird aber aktuell auch mit psychischer und motorischer Entwicklung in Verbindung gebracht. Deutlich wird diese Art von Akzeleration durch eine schnellere Entwicklung, dass Kinder im Alter durchschnittlich größer und schwerer sind und am Abschluss des Wachstumsalters höhere Werte erreichen. Die säkulare Akzeleration steht somit vor allem für die beschleunigte Entwicklung einer Generation gegenüber der Früheren.
Die individuelle Akzeleration zeichnet sich durch ein früheres Auftreten bestimmter Entwicklungsmerkmale aus, weshalb individuell akzelerierte Kinder oft als Frühentwickler bezeichnet werden. Sie haben einen deutlichen Kraft- und Ausdauervorteil sowie eine erhöhte Leistungs- und Belastungsfähigkeit. Die körperliche Entwicklung verschafft also einen Vorsprung gegenüber Gleichaltrigen. Die Gründe für beide Akzelerationsarten sind ganz unterschiedlich. Neben Hormonen und Ernährung kann beispielsweise auch Familienstress zu einem früheren Eintritt in die Pubertät und zu einer Akzeleration führen.
Auswirkungen auf den Sport und Fußball
Aufgrund von Akzeleration entstehen Unterschiede im Hinblick auf die motorische Leistungsfähigkeit, Kraft und Ausdauer. Dies hat häufig Auswirkungen auf eine Mannschaft: Fußballer mit einer Akzeleration haben gegenüber ihren Mitspielern insbesondere im konditionellen Bereich bemerkbare Vorteile. Besonders in den Punkten Kraft und Schnelligkeit sind sie aufgrund der verbesserten Entwicklungs- und Reifungsvorgänge klar überlegen. Ein auffälliges Beispiel ist die Zunahme der Sprungkraft.
Dass die Frühreifen stärker gefördert und bei der Talentwahl öfter bevorzugt werden, ist für sie selbst positiv, kann aber auch für die Reterdierten von Vorteil sein: Um mit den Anderen mitzuhalten, entwickeln sie Ehrgeiz und Willenskraft und holen die Defizite so später auf. Insgesamt sollten aber das Training und die Leistungsanforderungen stets an den jeweiligen Entwicklungsstand der Fußballer angepasst werden. Das bedeutet natürlich, dass eine neue Organisation des Trainings zu einer Differenzierung in Einzelgruppen führt, wofür gleichzeitig mehr Coaches gebraucht werden. Nicht jeder Klub kann sich das leisten. Fakt ist, dass eine Einteilung nach dem Lebensalter deshalb nicht immer aussagekräftig ist. Akzeleration, gerade in der Pubertät, wenn auch noch psychische Veränderungen dazukommen, gestaltet sich deswegen nicht einfach.
Akzeleration ist ein interessantes Phänomen, das ihr vielleicht schon mal selbst erfahren durftet. Wichtig als Coach und Spieler ist es, diese Entwicklung im Auge zu behalten und gegebenenfalls das Training entsprechend anzupassen.
Quelle: Gokixx
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