Zeitarbeitsbranche: Unfallzahlen sinken

VBG-Report

09.04.20243 min

Hamburg. Im Zeitarbeitssektor kommt es immer seltener zu Unfällen. Das ist das zentrale Ergebnis des Reports Zeitarbeit der VBG. Bereits zum zweiten Mal veröffentlicht die gesetzliche Unfallversicherung die Analyse ihrer mit 1,7 Millionen Versicherten größten Einzelbranche. Der Report liefert Zeitarbeitsunternehmen aufschlussreiche Daten zu Entwicklungen der Branche sowie Hinweise, wie Prävention für mehr Arbeitssicherheit gelingen kann. Er ist erstmals auch in einer kompakten Online-Version verfügbar.

Der aktuelle Report zeigt: Die Branche ist fester Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes. Die Zahl der Unternehmen hat sich in den letzten 32 Jahren mehr als vervierfacht, die Zahl der Beschäftigten sogar mehr als verfünffacht – trotz konjunktureller Schwankungen und der Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie. 2022 waren 6.824 Zeitarbeitsunternehmen bei der VBG versichert. Die Mehrheit (92 Prozent) waren kleine oder mittlere Betriebe mit weniger als 150 Beschäftigten.

Halb so viele Arbeitsunfälle wie vor 15 Jahren
Ein weiteres Ergebnis der VBG-Analyse: Die relative Unfallzahl hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert. Lag die Quote der meldepflichtigen Arbeitsunfälle 2008 noch bei 34,5 je 1.000 Versicherte, registrierte die VBG 2022 29.345 meldepflichtige Arbeitsunfälle. Das entspricht einer Quote von 17,0. Auch bei den meldepflichtigen Wegeunfällen (2022: 6.557) ist ein tendenzieller Rückgang zu erkennen.

Einen Grund für diese Entwicklung sieht Carsten Zölck, Koordinator des Präventionsfelds Zeitarbeit bei der VBG, in der verstärkten Präventionsarbeit der Unternehmen. Zudem wirkten sich die Verschiebungen innerhalb der Branche auf die Unfallzahlen aus, so Zölck: Während 2017 die meisten Beschäftigten in Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen tätig waren, arbeitete 2022 der Großteil der Zeitarbeitskräfte in Verkehrs- und Logistikberufen. „Darüber hinaus ist ein Anstieg von Tätigkeiten in sozialen Berufen und Pflegeberufen zu verzeichnen“, sagt Zölck, „alles Bereiche, in denen es im Vergleich zu weniger Unfällen kommt als in der Produktion.“

Auch bei schweren Unfällen, die zu einer Rentenzahlung führen, setzt sich der allgemeine Trend fort: Ihre Anzahl ist von 2013 bis 2022 um fast 50 Prozent zurückgegangen. Die aktuellen Zahlen: 2022 waren in weniger als 0,6 Prozent der Arbeits- und Wegeunfälle die Unfallfolgen so schwer, dass eine Verletzungsrente gezahlt werden musste. Stürze und Abstürze waren dabei Unfallursache Nummer eins (41,0 Prozent), gefolgt vom Kontrollverlust über Maschinen und Gegenstände (29,5 Prozent).

Dass in der Branche vor allem unter 35-Jährige arbeiten, spiegelt sich ebenfalls im Report wider: Gut die Hälfte der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in der Zeitarbeit kommt in dieser Altersgruppe vor. Besonders häufig erleiden Hilfsarbeitskräfte Arbeitsunfälle (61,4 Prozent). Und in 85 Prozent der Arbeitsunfälle sind Männer betroffen – obwohl nur 70 Prozent der Beschäftigten in der Zeitarbeitsbranche nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit männlich sind. Zölck: „Ursache sind die unterschiedlichen Tätigkeitfelder, in denen Männer und Frauen arbeiten. Der Anteil von Frauen in den sozialen und kaufmännischen Berufen ist höher, auch wenn er in produktionsnahen, handwerklichen Berufen gerade leicht ansteigt, in denen bisher meist Männer eingesetzt werden.“

Report belegt erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten
Die sinkenden Unfallzahlen in der Branche seien ein Erfolg langjähriger Bemühungen aller Branchenakteurinnen und -akteure, sagt Zölck: „Sie zeigen: Unternehmerinnen und Unternehmer, Beschäftigte und Präventionsexpertinnen und -experten arbeiten gemeinsam erfolgreich daran, die Sicherheit in der Zeitarbeitsbranche zu erhöhen.“ Die VBG unterstützt die Dienstleistungsbranche mit einem Präventionsangebot, das den Austausch zwischen Einsatzbetrieb und Zeitarbeitsunternehmen in den Mittelpunkt stellt. Das Ziel: Die Beschäftigten aus der Zeitarbeit erhalten alle sicherheitsrelevanten Informationen und Weisungen.

Zölck: „Zeitarbeitsbeschäftigte haben die besondere Herausforderung, dass sie bei jedem Einsatz Neulinge an dem jeweiligen Arbeitsplatz sind. Deshalb ist es wichtig, dass sie alle relevanten Informationen bekommen, damit sie sich sicher im neuen Arbeitsumfeld bewegen können.“ Die Vorbereitung durch das Zeitarbeitsunternehmen sei unverzichtbar, ebenso wie eine gute Einarbeitung und Unterweisung durch die Einsatzbetriebe. „Nur wenn beide Unternehmen sich engagieren, kann ein Zeitarbeitseinsatz sicher und gesund gelingen“, so der VBG-Präventionsexperte.

Den aktuellen Report Zeitarbeit der VBG können Sie hier downloaden: www.vbg.de/report-zeitarbeit

  • Abbildung: Anzahl der meldepflichtigen Arbeits- und Wegeunfälle in der Gefahrtarifstelle Zeitarbeit

    Meldepflichtige Arbeits- und Wegeunfälle in der Zeitarbeit

    Dateiformat: JPG

    Dateigröße: 102,2 KB

    Bildquelle: Jedermann-Verlag

Über die VBG

Von A wie Architekturbüro bis Z wie Zeitarbeitsunternehmen – über 1,6 Millionen Unternehmen aus mehr als 100 Branchen sind Mitglied der gesetzlichen Unfallversicherung VBG. Die Berufsgenossenschaft steht ihren Mitgliedern in zwei wesentlichen Bereichen zur Seite: bei der Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten sowie bei der Unterstützung im Schadensfall. Im Jahr 2022 wurden rund 404.000 Unfälle und Berufskrankheiten registriert. Die VBG kümmert sich darum, dass Versicherte bestmöglich wieder zurück in den Beruf und ihr soziales Leben finden. Knapp 2.400 Beschäftigte an elf Standorten arbeiten an dieser Aufgabe mit. Darüber hinaus finden in den sechs Akademien die VBG-Seminare für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit statt. Neben Präsenz-Seminaren bietet die VBG auch verstärkt Web-Seminare für eine ortsunabhängige Weiterbildung an. 

Weitere Informationen: www.vbg.de

Belegexemplare sind stets erwünscht.

Ihre Ansprechpartnerin

Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

Daniela Dalhoff

pressestelle@vbg.de040 5146-2525
Zurück zur vorhergehenden Seite