Fotos und Abbildungen aus "Training und Übungen sicher leiten"

Trainings- 
und Wettkampf-
betreuung 

"Der Kopf bestimmt, was der Körper leisten kann." 
Lothar Linz, Sportpsychologe

"Höchstleistung ist mittel- und langfristig ohne mentale Gesundheit nicht möglich." 
Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe der deutschen Fußball-Nationalmannschaft

Trainer können eine Menge tun

  • Wie wirken sich körperliche Belastungen auf die psychische Gesundheit meiner Spieler aus?
  • Wie gehe ich mit Verletzten um?
  • Wie wirkt sich Leistungsdruck auf meine Spieler aus und wie kann ich helfen?

Es gibt zahlreiche Stellschrauben, an denen Trainer drehen können, um die psychische Gesundheit ihrer Spieler zu fördern. Spieler mit einem hohen Selbstvertrauen haben eine höhere Bewältigungskompetenz. Das Selbstwertgefühl kann durch gezielt gestellte Aufgaben gefördert werden, zum Beispiel durch die Übertragung von Aufgaben während des Trainings (Gestaltung des Aufwärmprogramms) oder im sozialen Umfeld (zum Beispiel Unterstützung einer Trainingspartnerin oder eines Trainingspartners).
 

Trainingsbetreuung: Körperliche und psychische Befindlichkeit analysieren

Ein entscheidendes Kriterium, ob Trainingsbelastungen gut bewältigt wurden, ist das Befinden der Spieler. Fühlen sie sich über längere Zeiträume physisch oder psychisch schlecht, können Erkrankungen vorliegen oder Belastungen aus Training, Wettkampf oder Alltag nicht angemessen bewältigt werden.
 

Expertenrat einholen

Sind emotionale und körperliche Befindlichkeiten über mehrere Wochen deutlich beeinträchtigt, sollte man das Gespräch mit Fachleuten suchen. Bei fehlender Erholung oder lang anhaltender starker Müdigkeit empfiehlt es sich, sportmedizinischen oder internistischen Rat einzuholen. Bei fehlender Lust am Training oder starker, längerer Freudlosigkeit sollte ein Sportpsychologe hinzugezogen werden. Wenn in einzelnen Fällen zusätzlich sogar der Verdacht auf eine psychische Erkrankung entsteht, ist die Konsultation einer Praxis mit psychotherapeutischem oder psychatrischem Fachwissen notwendig. Unter „Kontakte & Adressen“ finden Sie Ansprechpartner und Experten an die Sie oder Ihre Spieler sich wenden können.

Erholungsmanagement für Körper und Psyche

Mangelnde Erholung hat gravierende Folgen. Sie behindert nicht nur die körperliche Leistungssteigerung wie Muskelwachstum und Herz-Kreislauf-Anpassung, sondern auch die Verarbeitung psychischer Beanspruchungen, zum Beispiel durch Misserfolge oder Lernbelastungen. Durch angemessene Erholung lassen sich körperliches Übertraining und psychische Dysbalancen bis hin zu Stresserkrankungen vermeiden.

Als Trainer ist es wichtig, auf individuelle Regenerationszeiten der Spieler zu achten. Es gibt eine Vielzahl typischer Anzeichen, die auf psychische Überlastung hinweisen - von Reizbarkeit bis Magen-Darm-Beschwerden. Treten diese gehäuft auf, sollte in jedem Fall das Gespräch mit dem Spieler gesucht werden. Anschließend gilt es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie der Überlastung zukünftig entgegengewirkt werden kann. Mit dem Einbau von Regenerations- und Ruhezeiten in den Wochenplan können Spieler lernen, Zeiten für sich zur Erholung zu nutzen.

Symptome psychischer Überlastung

Die Anzeichen psychischer Überlastung sind breit gefächert und reichen von psychischen bis zu körperlichen Symptomen, die unterschiedlich stark sein können. Mit zunehmender Belastung treten immer mehr Anzeichen auf.
 

Psychische Anzeichen:

  • Reizbarkeit
  • innere Unruhe, Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Gefühl der Überforderung (Sportlerin oder Sportler möchte aufhören)
  • Unzufriedenheit
  • Spieler muss sich zu Tätigkeiten aufraffen
  • Wunsch auszuspannen, zu schlafen, Ruhe zu haben
  • Vergesslichkeit
  • zunehmende Fehlerhäufigkeit
  • Konzentrationsmangel

Physische Anzeichen:

  • Verdauungs- bzw. Magenbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Herzklopfen, Herzstiche
  • Engegefühl in der Brust
  • erhöhte Krankheitsanfälligkeit
  • Verspannungen (z. B. Nacken, Schulter, Rücken)

Umgang mit Verletzungen

Verletzungen gehören zum Leistungssport wie Sieg und Niederlage. Je nach Schweregrad kann sogar das Karriereende drohen. Zunächst ist eine Verletzung durch den körperlichen Aspekt geprägt, zum Beispiel Knochenbruch, Bänderriss oder Zerrung. Die Wahrnehmung von Schmerzen geht jedoch immer mit psychischen Symptomen wie Ärger, Wut, Angst, Verzweiflung, Trauer oder Resignation einher. Begleitet werden diese Symptome von Gedanken, die sich um die Verletzung drehen oder sich mit der Zukunft auseinandersetzen. Auch die Reaktionen des Umfelds (zum Beispiel Verständnis, Mitleid, aber auch Unverständnis und Ablehnung) beeinflussen die Genesung, beziehungsweise die Motivation während der Rehabilitation sowie den Wiedereinstieg in Training und Wettkampf. Eine Verletzung ist daher immer ganzheitlich als Zusammenspiel von Körper, Psyche und Umwelt zu betrachten.

Die Verletzten sollten vom gesamten Umfeld unterstützt werden, damit sich während der Rehabilitation keine Krise entwickelt, die im schlimmsten Fall in einer psychischen Erkrankung münden kann. Bei immerhin fünf bis zehn Prozent der verletzten Spieler besteht der Verdacht auf eine depressive Verstimmung.
 

Teufelskreis Verletzung

Eine Krise nach der Verletzung kann Menschen in einen "Teufelskreis" führen, der sich durch Wiederholungs- und Folgeverletzungen bemerkbar macht.

Spieler können den Weg aus diesem "Teufelskreis" finden, indem sie lernen, auf den eigenen Körper zu hören und auch bei äußerem Druck nicht zu früh wieder in das Training einzusteigen. Vom Trainer und anderen Verantwortlichen sollte den Verletzten ausreichend Rehabilitationszeit gewährt werden, auch wenn es schwer fällt, auf den Schützling zu verzichten.

Tipps und Lösungen

  • Berücksichtigen Sie bei der Planung von Trainingsbelastungen die Alltagsbeanspruchungen Ihrer Spieler.
  • Halten Sie regelmäßig Stimmungsverläufe, Befindlichkeit und Trainingsanstrengung Ihres Teams fest. Dies hilft, Phasen der Überbeanspruchung oder Untererholung frühzeitig zu erkennen sowie Belastungen und Erholung besser zu steuern.
  • Erstellen Sie gemeinsam mit Ihren Trainierenden einen Erholungsplan, der sowohl konkrete Maßnahmen als auch Kontrollen enthält. Ein solches Erholungsmanagement dient der sportlichen Leistung und der körperlichen sowie psychischen Gesundheit.
  • Schaffen Sie ein aufgabenorientiertes Trainingsklima. Ihre Spieler sollen sich eher in Bezug auf sich selbst verbessern als im sozialen Vergleich mit den Mittrainierenden.
  • Lassen Sie Verletzte nicht allein. Halten Sie die Kommunikation aufrecht, auch wenn Sie das Gefühl haben, dass sie medizinisch in guten Händen sind.
  • Entwerfen Sie mit Ihren verletzten Spielern gemeinsam einen Plan für die Auszeit und die Phase des Wiedereinstiegs.
  • Unterstützen Sie Ihr Team darin, auch die Verletzten zu integrieren, indem Sie sie zum Beispiel zu Auswärtsspielen mitnehmen oder beim Training in taktische Gespräche einbeziehen.
  • Bieten Sie Ihren verletzten Spielern emotionalen Rückhalt, vor allem bei Heilungsverzögerungen. Als Trainerin oder Trainer sollten Sie nicht ungeduldiger reagieren als die Betroffenen, die diese Verzögerung sicherlich mehr belasten als Sie selbst.
  • Blicken Sie mit Ihren verletzten Spielern positiv in die Zukunft und machen Sie sich hierfür genau klar, wie eine positive Sichtweise auf die Verletzung gelingen kann. Transportieren Sie eine positive Erwartungshaltung ("ich bin zuversichtlich, dass du wieder fit wirst").
  • Helfen Sie Ihrem verletzten Spieler auch, mit kleinen Rückschlägen fertig zu werden, und bauen Sie keinen zusätzlichen Druck auf. Wenige Verletzungen heilen wie nach dem Lehrbuch, so dass mit Rückschritten zu rechnen ist. Hier sind Sie als Trainer gefragt, Ihre Spieler zu motivieren und sie darin zu bestärken, nicht aufzugeben. In keinem Fall sollten Sie Betroffene drängen, den Rehabilitationsplan zu verkürzen oder sich mit unangemessenen Intensitäten wieder ins Training zu stürzen

Quelle

Der Inhalt dieser Seite ist mit Genehmigung des Herausgebers
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin,
Friedrich-Henkel-Weg 1-25,
44149 Dortmund
 
Geschäftsstelle der Initiative Neue Qualität der Arbeit
c/o Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Nöldnerstr. 40-42
10317 Berlin
 
aus folgender Veröffentlichung entnommen:
Sulprizio, M. & Kleinert, J. (2014). Kein Stress mit dem Stress. Tipps und Lösungen für mentale Stärke und psychische Gesundheit im wettkampforientierten Leistungssport. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Kap. 1 Trainingsbetreuung,  Kap. 2 Wettkampfbetreuung, Kap. 3 Karriereplanung).

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