VBG-Sportreport 2025

Frauen verletzen sich anders: VBG erhebt erstmals systematisch Daten zum Frauenfußball

25.09.2025
– Deutschlandweite Studie ermöglicht Vergleich der Verletzungen im Männer- und Frauenfußball und zeigt Bedarf an unterschiedlichen Präventionsmaßnahmen

– Ein Report, zwei Spielzeiten: Eine Analyse der Verletzungen der Männer in der ersten und zweiten Liga im Basketball, Eishockey, Fußball und Handball in 2021/22 und 2022/23

Hamburg, 25. September 2025. Es passierte in der 40. Minute des ersten Gruppenspiels der deutschen Frauen-Nationalmannschaft: Bei einer Grätsche verdrehte sich Giulia Gwinn das linke Knie – das EM-Aus für die Kapitänin. Ihre Verletzung? Ganz typisch. Das zeigt der gerade veröffentlichte achte VBG-Sportreport, für den erstmals systematisch Daten zu Verletzungen im Frauenfußball analysiert wurden.

Studie schließt Datenlücke zu Verletzungen im Frauenfußball
Im Gegensatz zu den Männern gab es bisher kaum verlässliche Daten dazu, wie häufig und wo genau sich Fußballspielerinnen verletzen. Um diese Lücke zu schließen, ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) neue Wege gegangen: „Aufgrund des nach wie vor geringeren Professionalisierungsgrads im Frauenfußball konnten wir die aus dem Männerfußball bekannten Methoden zur Datenerfassung nicht nutzen“, erklärt Dr. Christian Klein, Wissenschaftskoordinator Sport bei der VBG. „Also haben wir eine deutschlandweite Studie ausgeschrieben und an das Universitätsklinikum Regensburg vergeben, die während der Saison 2023/24 durchgeführt wurde.“

An der Studie teilgenommen haben 21 der insgesamt 26 Vereine der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga. So kam eine Studienkohorte von 551 Spielerinnen zustande, von denen 227 in der ersten und 269 in der zweiten Frauen-Bundesliga spielten. Während der Saison kam es zu 362 Verletzungen. „Dank der hohen Akzeptanz der Studie bei den Vereinen liegt uns eine aussagekräftige und relevante Studie vor, die es erstmals ermöglicht, ein realistisches Bild der Verletzungen im deutschen Frauen-Profifußball zu zeichnen”, so Dr. Christian Klein. 

Zahlen und Hintergründe: Wo Frauen besonders gefährdet sind
Rund 42 Prozent der Spielerinnen haben sich während der Saison verletzt – dabei war der Anteil der Spielerinnen, die mindestens eine Verletzung erlitten haben, in der Bundesliga deutlich höher (53 %) als in der zweiten Bundesliga (38 %). Stürmerinnen waren am häufigsten (53 %) betroffen, Mittelfeldspielerinnen am seltensten (37 %). Die Häufigkeit der Verletzungen nahm mit steigendem Alter und der Dauer des Einsatzes auf dem Spielfeld zu.

Das Kniegelenk war mit über 22 Prozent die am häufigsten verletzte Körperregion, gefolgt vom Sprunggelenk (20 %) und dem Oberschenkel (18 %). Knieverletzungen kamen nicht nur am häufigsten vor, sondern verursachten auch die längsten Ausfallzeiten. Muskelverletzungen waren ebenfalls häufig, wobei Zerrungen mit 40 Prozent am häufigsten vorkamen. Erstmals wurde auch der Einfluss des weiblichen Zyklus untersucht, die meisten Verletzungen traten in der letzten Zykluswoche auf – die Aussagekraft dieser Erhebung ist allerdings noch eingeschränkt, da nur rund ein Viertel der beteiligten Ärztinnen und Physiotherapeutinnen die Zyklusphase zum Zeitpunkt der Verletzung angegeben haben.

Verletzungsmuster im Geschlechtervergleich
Zwar sind beim Vergleich der Daten aus Frauen- und Männerfußball die verschiedenen Erhebungsmethoden – bei den Männern über Versicherungsdaten, bei den Frauen über direkte Meldungen im Rahmen der Studie – zu berücksichtigen. Dennoch lässt der achte VBG-Sportreport erstmals einen Blick auf die Geschlechterunterschiede zu. So verletzten sich die männlichen Profis deutlich häufiger (86 % in der Saison 2021/22 bzw. 78 % in der Saison 2022/23). Sie erlitten durchschnittlich 2,2 Verletzungen, bei den Frauen waren es 0,6. Männer verletzten sich am häufigsten am Oberschenkel (22 %), gefolgt von Knie (15 %) und Sprunggelenk (13 %). Torhüter und Abwehrspieler waren am meisten betroffen. 

Ein erfolgreiches Pilotprojekt mit Zukunft – für bessere Prävention
Insgesamt zeigt die Studie, dass es im Frauenfußball auf das weibliche Geschlecht zugeschnittene Präventionskonzepte braucht. Vor allem hinsichtlich Kniegelenksverletzungen, die dort deutlich häufiger vorkommen. Nur so können die Spielerinnen besser geschützt und Ausfallzeiten nach Verletzungen reduziert werden. „Hilfreich könnten zum Beispiel spezielle Trainingsprogramme zur Stärkung der Knie- und Beinmuskulatur oder ein besseres Monitoring der Trainingsbelastung sein. Außerdem sollten die Trainingspläne an die infrastrukturellen Rahmenbedingungen des Frauenfußballs angepasst werden”, so der VBG-Wissenschaftskoordinator Sport. Der achte VBG-Sportreport liefert die von Forschung, Vereinen, Ärztinnen und Ärzten sowie Trainerinnen und Trainern dafür benötigte Datengrundlage.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wertet das von der VBG gestartete Gesundheitsregister als erfolgreiches Pilotprojekt und wird dieses fortan weiterführen.

Außerdem geht es in der achten Ausgabe des VBG-Sportreports, wie gewohnt, um die beiden höchsten Spielklassen der Männer in den Sportarten Basketball, Eishockey, Fußball und Handball. Dabei wurden erstmals Daten aus zwei Spielzeiten – 2021/22 und 2022/23 – analysiert.

Eine Auswahl der Ergebnisse aus dieser Analyse findet sich in der angehängten Infografik. Der komplette Sportreport mit dem Schwerpunktthema „Frauenfußball“ steht unter www.vbg.de/sportreport kostenfrei zur Verfügung.

Saison 2023/24: Prävalenzen nach Spielposition/Frauen (jpg)

Faktencheck - Die Saisons 2021/22 und 2022/23 in der Schnellübersicht (PDF)

  • 250801_VBG-Sportreport-2025_Faktencheck

    PDF | 5,2 MB

Über die VBG

Von A wie Architekturbüro bis Z wie Zeitarbeitsunternehmen – rund 1,8 Millionen Unternehmen aus mehr als 100 Branchen sind Mitglied der gesetzlichen Unfallversicherung VBG. Die VBG ist eine der neun gewerblichen Berufsgenossenschaften in Deutschland, die nach Branchen orientiert sind. Die VBG ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft. Sie steht ihren Mitgliedern in zwei wesentlichen Bereichen zur Seite: bei der Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten sowie bei der Unterstützung im Schadensfall. Im Jahr 2024 wurden rund 420.000 Unfälle und Berufskrankheiten registriert. Die VBG kümmert sich darum, dass Versicherte bestmöglich wieder zurück in den Beruf und ihr soziales Leben finden. Über 2.500 Vollbeschäftigte an elf Standorten arbeiten an dieser Aufgabe mit. Darüber hinaus finden in den sechs Akademien die VBG-Seminare für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit statt. Neben Präsenz-Seminaren bietet die VBG auch verstärkt Online-Seminare für eine ortsunabhängige Weiterbildung an.

Weitere Informationen: www.vbg.de

Belege sind stets erwünscht.

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