Regel 2: CHECK
Rettung planen statt verdrängen
Kein Veranstaltungsrigging ohne Rettungskonzept
Trotz geeigneter Maßnahmen zum Gesundheits- und Arbeitsschutz können sich beim Veranstaltungsrigging Unfälle ereignen. Um auf solche Notfälle vorbereitet zu sein, sind vor jedem Produktionsbeginn ein Rettungs- und Erste Hilfe-Konzept erforderlich. Ferner müssen Unterweisungsunterlagen erstellt werden.
Das Unternehmen für Veranstaltungsrigging erstellt ein Konzept für die Rettung von Personen von hoch gelegenen Arbeitsplätzen und stellt dafür qualifiziertes Personal (Rigger Level 2 nach IGVW SQQ2) und Rettungsgerät am Veranstaltungs- oder Produktionsort bereit. Zur Qualifikation sind ein jährliches Rettungstraining und eine produktionsbezogene Unterweisung erforderlich.
Als Rettungsmethoden sind die Rettung mit Hubarbeitsbühne, Kollegenrettung sowie Rettung durch Einsatzkräfte möglich. Die Auswahl der geeigneten Methode hängt von den örtlichen Begebenheiten ab. Zudem ist während des Auf- und Abbaus die Anwesenheit von Erste Hilfe-Personal, das über Kenntnisse im Umgang mit orthostatischem Schock verfügt, erforderlich.
Grundsätzlich darf im Rigging keine „Alleinarbeit“ stattfinden, da immer sichergestellt sein muss, dass ein Unfall schnellstmöglich bemerkt wird. In solchen Fällen geht es darum, die zu rettende Person schnell (binnen weniger Minuten) zu versorgen, um einen orthostatischen Schock zu verhindern. Dazu muss bereits im Rahmen des Rettungskonzepts ein sicherer Zugang an zu rettende Personen festgelegt und die dafür erforderlichen personellen Ressourcen (Rettungsrigger) und technischen Einrichtungen (zum Beispiel Hubarbeitsbühne, Abseileinrichtung) berücksichtigt werden.
Auf die Rettung vorbereitet sein
Rigger sind immer auf den Notfall vorbereitet.
- Es ist immer ein Ersthelfer (Rigger Level 2) bei den Riggingarbeiten anwesend.
- Es ist festgelegt, wie eine im Auffanggurt hängende abgestürzte Person zu retten ist - zum Beispiel Abläufe und Verantwortlichkeiten beim Abseilen, Einsatz einer Hubarbeitsbühne.
- Die notwendigen Rettungs- und Hilfsmittel sind bei den Arbeiten vorhanden:
- Rettungsgeräte wie Abseiltechnik, Rettungshubgeräte müssen in greifbarer Nähe sein.
- Funktionierende Funkgeräte oder Mobiltelefone müssen jederzeit erreichbar und funktionsfähig sein.
- Erste Hilfe-Material muss vorhanden sein.
- Die Rettungs- und Hilfsmittel sind vor dem Arbeiten ausgepackt und liegen griffbereit.
- Die Rettungsmittel sind einer Sichtprüfung unterzogen.
- Die Abläufe für die Rettung sind festgelegt:
- Notruf absetzen
- Notarzt verständigen und auf den Absturz hinweisen, damit der Arzt vorbereitet ist
- Den zu rettenden Rigger beruhigen und ihn auffordern die Beine zu bewegen, um das Hängetrauma möglichst hinauszuzögern
- Rettung und Einsatz der Rettungsgeräte müssen geübt und regelmäßig wiederholt werden.
Verhalten im Notfall
Personen, die im Auffangurt hängen und sich nicht selbst helfen können, sind unverzüglich zu retten. Auf keinen Fall darf eine Kollegin oder ein Kollege länger als 15 bis 20 Minuten im Gurt hängen bleiben. Den Notarzt unbedingt auf den Absturz hinweisen.
Nach einem Absturz kann es immer zu Spätfolgen wie Nierenschäden kommen. Deswegen müssen abgestürzte Rigger immer in ein Krankenhaus einwiesen werden.
Alle Rigger sollen als Ersthelfer ausgebildet sein (letzte Ausbildung nicht länger als 24 Monate zurückliegend).
Hängetrauma
Ein abgestürzter Rigger, der im Gurt hängt, ist noch nicht gerettet. Es besteht die Gefahr eines Hängetraumas (eines orthostatischen Schocks). Nach medizinischen Erkenntnissen treten beim Hängen im Hängegurt folgende Veränderungen auf:
- Durch die hängende Körperhaltung kommt es zum Versacken großer Blutmengen in die unteren Körperpartien. Das führt zur geringeren Durchblutung der höher gelegenen Organe insbesondere des Gehirns und des Herzens aber auch der Nieren und der Lunge.
- Schon nach kurzer Zeit führt das zu Ohrensausen, Übelkeit und Schwindel.
- Bereits zu diesem Zeitpunkt kann der Rigger handlungsunfähig werden. Dies liegt an der geringen Durchblutung von Gehirn und Nieren. Der Schock kann bereits nach 15 bis 20 Minuten eintreten.
Durch regelmäßige Beinbewegungen ("Muskelpumpe") kann der abgestürzte Rigger den Eintritt des Schockgeschehens verzögern.
Richtige Lagerung nach einem Absturz
Folgende Symptome können auf ein Hängetrauma hindeuten:
- Blässe
- Schweißausbrüche
- Kurzatmigkeit
- zunächst steigender Puls und Blutdruck
- Sehstörungen
- Schwindel und Übelkeit
- Blutdruck- sowie Pulsabfall
Wenn keine schwerwiegenden Verletzungen vorliegen, sollte bei dem Verunfallten eine Flachlagerung durchgeführt werden. Zwar finden sich in vielen Publikationen immer noch Hinweise auf eine Kauerstellung direkt nach der Rettung, nach neuen Erkenntnissen aus mehreren aktuellen Studien gibt es jedoch keine signifikanten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer Flachlagerung und einem Herzstillstand durch einen plötzlichen Rückstrom des Blutes aus den Beinen. Dieses Szenario galt lange als Ursache für einen Bergungstod unmittelbar nach der Rettung von Hängetrauma-Patienten.
Weitere Informationen finden Sie in den folgenden Broschüren:
Oder auch als PDF-Datei in der DGUV Information 215-320 „Arbeitsmittel zum szenischen Bewegen von Personen“, Kapitel 6
DGUV Information 215-320 – Arbeitsmittel zum szenischen Bewegen von Personen
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