Regel 1: THINK
Sorgfältige Vorbereitung statt husch-husch
Veranstaltungsrigging ist immer mit erheblichen Gefahren verbunden, denn beim Arbeiten in der Höhe können Gegenstände herabfallen und Personen abstürzen. Um solche Gefährdungen zu vermeiden und ein sicheres Rigging zu gewährleisten, ist eine sorgfältige Vorbereitung erforderlich. Dabei müssen Rigger sämtliche Möglichkeiten zur sicheren Organisation und Durchführung aller Arbeitsprozesse berücksichtigen. Eine besondere Sorgfaltspflicht liegt bei den Organisatoren und beim Veranstalter.
Verantwortlichkeiten
Zur Gewährleistung sicherer Arbeitsverfahren beim Veranstaltungsrigging sind zunächst die Verantwortlichkeiten und Aufgaben aller Beteiligten eindeutig festzulegen sowie alle dabei erforderlichen Maßnahmen zur Sicherheit von Personen konsequent einzuhalten. Veranstalter, Betreiber und Riggingunternehmen haben die gemeinsame Verpflichtung, für eine fachkundige Aufsichtsführung zur sorgen.
Personalplanung
Ein weiterer bedeutender Aspekt der Vorbereitung ist die Kalkulation der Auf- und Abbauzeiten gemäß dem Umfang der auszuführenden Arbeiten. Für eine sicherheitsgerechte Ausführung müssen den Beteiligten angemessene Zeiträume zur Verfügung stehen. Auch eine realistische Personalplanung hinsichtlich der Arbeitszeiten und Personenzahl trägt wesentlich zur sicheren Durchführung der Arbeitsprozesse bei. Bei der Personalplanung ist der zeitliche Ablauf der Tätigkeiten so zu gestalten, dass die Belastung des Personals kein erhöhtes Unfallrisiko zur Folge hat.
Ausführungsplanung
Zur Ausführungsplanung gehört insbesondere ein Riggingplan. Dies ist eine technische Zeichnung mit allen Einbauten und detaillierten Angaben zu Anschlagpunkten am Tragwerk und der einzubringenden Lasten. Ferner sind die folgenden Aspekte wichtige Bestandteile der Ausführungsplanung:
- die statische Betrachtung
- die Festlegung des erforderlichen Materials und der Arbeitsmittel
- die Bauzeiten
- der Personaleinsatz (unter Berücksichtigung der Koordination mit anderen Unternehmen und der Gefährdungsbeurteilung)
- Unterweisung und Einweisung des Personals
Gefährdungsbeurteilung
Bei der Auswahl entsprechender Schutzmaßnahmen ziehen Rigger technische Lösungen stets organisatorischen und persönlichen Maßnahmen vor. Die Reihenfolge der Schutzmaßnahmen orientiert sich an dem STOP-Prinzip.
Substitution risikobehafteter Arbeitsverfahren
Beim Substitutionsprinzip wird ein risikobehaftetes Arbeitsverfahren durch ein Verfahren mit geringerem Risiko ersetzt. Dies können beispielsweise
- sicher begehbare technische Decken,
- Brücken oder
- Laufstege sein.
Mit diesen Maßnahmen wird das risikobehaftete Klettern auf Tragkonstruktionen und Einrichtungen vermieden.
Technische Maßnahmen
Wenn das Substitutionsprinzip nicht umgesetzt werden kann, sind technische Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören vor allem:
- der Einsatz von Hubarbeitsbühnen und
- der Einbau von Anschlageinrichtungen (z. B. Lifelines) für die PSA gegen Absturz.
Organisatorische Maßnahmen
Zu den organisatorischen Maßnahmen im Veranstaltungsrigging gehören im Wesentlichen:
- Auswahl der Rigger und/oder Riggingunternehmen
- Festlegung der erforderlichen Qualifikationen des Personals
- Eignungsfeststellung für Riggingtätigkeiten (z. B. Höhentauglichkeit nach G41 "Arbeiten mit Absturzgefahr")
- Prüfung der örtlichen Gegebenheiten und Eignung der Veranstaltungsstätte
- Umsetzung der Schutzmaßnahmen aus der Gefährdungsbeurteilung inkl. Unterweisungen
- Organisation der Arbeitsabläufe (zeitlicher Ablauf von Aufbau bis Abbau)
- Organisation der Aufsichtsführung inklusive Wirkungskontrolle der Schutzmaßnahmen
Personenbezogene Schutzmaßnahmen
Um weitere Restrisiken zu reduzieren, ist die Nutzung von persönlichen Schutzausrüstungen erforderlich. Beim Veranstaltungsrigging zählen dazu:
- PSA gegen Absturz,
- Kopfschutz,
- Schutzhandschuhe,
- Sicherheitsschuhe.
Mehr dazu in der Rigging-Regel 5.
Dokumentation
Zur Dokumentation sind am Veranstaltungs- oder Produktionsort alle erforderlichen Unterlagen bereitzuhalten. Dazu gehören:
- Gefährdungsbeurteilung
- Arbeits- und Betriebsanweisungen
- Produktinformationen und Bedienungsanleitungen der Arbeitsmittel und der Einrichtungen
- behördliche Genehmigungen
- Prüfnachweise der Arbeitsmittel
- Unterweisungsnachweise
- Dokumentation der sachgerechten Montage der Anschlageinrichtungen
- Freigabe- oder Übergabedokumente
Informationen zum Download
SQO2 Veranstaltungsrigging - Organisation und Arbeitsverfahren
PDF | 1,2 MB
Absturzsicherungen in der Veranstaltungstechnik - rechtliche Situation
PDF | 532,7 KB