Agiles Management in der Physiotherapie – Anamneseoptimierung

Im Rahmen eines Erfahrungsaustausches in einer physiotherapeutischen Praxis zeigte sich, dass deren Anamnesen von Patientinnen und Patienten häufig lückenhaft sind. Dies führte im Verlauf der Behandlungen zu zusätzlichen Belastungen für die Physiotherapeuten.

Ziel der Praxis war es deshalb, auf der Basis einer ganzheitlichen und vollständigen Anamnese die Effektivität der physiotherapeutischen Behandlungen zu steigern und dabei den Arbeitsaufwand der Therapeuten überschaubar zu halten. Das Ziel sollte, mit agilen Methoden im Rahmen der Bachelorarbeit der Studierenden der Technischen Hochschule Deggendorf (Kooperation mit dem Institut für BGM und Arbeitssicherheit der THD), erreicht werden.

Die Beteiligten entwickelten Lösungsansätze mit "Design Thinking", einer Methode für agiles Arbeiten. Diese Methode ermöglicht es, komplexe Probleme gezielt aus der Perspektive der Nutzenden zu analysieren und innovative Lösungen zu entwickeln.

Auf der Grundlage des Gesundheitsverständnisses nach dem bio-psycho-sozialen Modell fand zunächst eine Umfrage zur Zufriedenheit und zur Bedürfnisbefriedigung am Arbeitsplatz statt. Eine Stichprobe mit ca. 20 Teilnehmenden ergab, dass die Belastungen und individuellen Beanspruchungen in der Praxis hoch sind. So war das Kohärenzgefühl der Teilnehmenden nicht ausreichend. Die Analyse zeigte auch, dass ein gewisses Risiko für spätere psychische Erkrankungen bestand.

Die Evaluation ermöglichte einem interdisziplinären Team mit Design Thinking einen neuen ganzheitlichen Anamnesebogen zu erstellen. Die neu strukturierte Anamnese optimiert neben inhaltlichen Aspekten die Organisation und die Prozesse in der Praxis. Somit ergibt sich daraus Potenzial für mehr Gesundheit bei der Arbeit. Teil des Design-Teams waren Patientinnen und Patienten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Beschäftigte aus den Bereichen Anmeldung und Osteopathie.

Agile Methoden zeigen sich als sehr effektiv um kreative Lösungen zu entwickeln. Dies gilt auch für die Herausforderungen im Bereich Gesundheit. Das bio-psycho-soziale Modell ermöglicht Betrieben, Belastungen und individuelle Beanspruchungen zu analysieren.

Die Wahl einer agilen Methode ist sehr aktuell und zukunftsorientiert. Des Weiteren sind Lösungsansätze für Berufe im Gesundheitsbereich von hoher Bedeutung, da in diesen Berufen ein Fachkräftemangel vorhanden ist und das meist schwierige Arbeitsbedingungen sowie Stress für die Beschäftigten mit sich bringt.