ZDF: Vorgehensweise bei der Gefährdungsbeurteilung in der Berichterstattung (EB-Einsätze)
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ZDF Exceltabelle für Gefährdungsbeurteilung
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Ausgangslage und Ziel
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) ist eine große Rundfunkanstalt mit Sitz in Mainz. Das ZDF beschäftigt deutschlandweit über 12.000 Mitarbeitende.
Auf Grund von sehr unterschiedlichen Produktionsformen, internationalem Korrespondentennetz und eigenen Fernsehstudios ist die systematische Erfassung der Gefährdungen und Steuerung des Arbeitsschutzes eine große Herausforderung. Das Arbeitsschutzmanagementsystem des ZDF ist seit 2006 nach „AMS – Arbeitsschutz mit System“ der VBG bescheinigt und wird seitdem kontinuierlich weiterentwickelt.
Ein Teilgebiet des Arbeitsschutzes beschäftigt sich mit der elektronischen Berichterstattung vor Ort (EB-Einsätze). Beim ZDF finden jährlich etwa 15.000 EB-Einsätze statt. In den Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses (ASA) analysieren die Mitwirkenden Gefährdungsbeurteilungen von besonderen Einsätzen. Ziel war das systematische Ermitteln von Gefährdungen bei den EB-Einsätzen und damit auch bei sehr unterschiedliche Einsatzbedingungen wie Großschadensereignissen, Demonstrationen, auf Schiffen, auf Bergen oder in der Industrie.
Aktivitäten
Die Verantwortlichen erstellen eine aus Textbausteinen bestehende Excel-Tabelle. Darin bilden sie Berichtsinhalte und Rahmenbedingungen ab, die mit gefahrbringenden Situationen, empfohlenen Sonderausrüstungen und notwendigen Verhaltensweisen verknüpft sind.
Die in der Tabelle enthaltenen Handlungsmöglichkeiten und Schutzmaßnahmen ergeben sich aus Analysen, Interviews und Diskussionen über durchgeführte Drehs. Die Schutzmaßnahmen sind mit den Gefährdungen verknüpft, gegen die sie wirken (siehe Grafik, Pos. 1). Ein weiteres Tabellenfeld verbindet die Gefährdungen mit gefahrbringenden Situationen (siehe Grafik, Pos. 2), die bei einem Dreh vorkommen können. In einem dritten Tabellenfeld werden die Situationen mit typischen Berichtsinhalten (siehe Anlage Grafik, Pos. 3) verknüpft.
Im betrieblichen Ablauf wird das Schema in entgegengesetzter Richtung angewendet: Ein redaktioneller Bedarf wird angemeldet und aktiviert einen Berichtsinhalt. Die Verknüpfungen lösen Warnhinweise über mögliche Gefahrensituationen aus. Daraus ergeben sich die Gefährdungen und die entsprechenden Schutzmaßnahmen.
In einem separaten Tabellenblatt sind entsprechende Textbausteine hinterlegt, die automatisch eine einsatzspezifische Bewertung ergeben. Das erstellte Dokument ist entsprechend der Vorbereitung auf den Dreh gegliedert und weist aus, welche Ausrüstung und sonstigen Gegenstände mitzunehmen sind und worauf sich die Beteiligten einstellen müssen. Die Sicherheit vor Ort basiert im weiteren Verlauf auf das situative Verhalten und die Zusammenarbeit im Team.
Für das Erstellen der Tabelle werden Erfahrungen von Kompetenzträgern gesammelt, durch den Sicherheitsingenieur reflektiert, sortiert und an alle Teams bundesweit weitergegeben. Die Aktualisierung erfolgt über die jährlich wiederkehrenden Sitzungen in allen 16 Bundesländern. Somit handelt es sich um eine Vernetzung und Archivierung von Erfahrungen.
Ergebnisse
Mit Hilfe der Excel-Tabelle lassen sich sowohl typische Berichtsinhalte und Situationen dokumentieren wie auch neue Kombinationen erstellen. Das Verfahren ist für die Vorbereitung auf einen spezifischen Einsatz oder auch für ein Training der EB-Teams geeignet. Das ZDF und frei Mitarbeitende nutzen die Tabelle bundesweit Die Inhalte sind auf alle Formen der Berichtserstattungen anwendbar, zum Beispiel für Fernsehen, Hörfunk und Zeitung.
Besonderheit
Ein Perspektivwechsel eröffnet bei der Beurteilung von Gefährdungen neue Möglichkeiten. Im Fall des vorliegenden Projekts können Handlungsspielräume leichter analysiert werden als die noch nicht sichtbaren Gefährdungen. Eine Herangehensweise, die mögliche Schutzmaßnahmen und deren Auslöseschwellen und nicht wie sonst die Gefährdungen als Basis nehmen, ist neu und hat sich als effizient erwiesen. Der auf Schutzmaßnahmen ausgerichtete Weg lässt sich auf andere Anwendungsfälle übertragen.