InJun - Verletzungsprävention im Juniorinnen-Fußball

FC Würzburger Kickers Mädchen- und Frauenfußball e. V.

Best Practice Präventionspreis Sport 2024

FC Würzburger Kickers Mädchen- und Frauenfußball e. V.: InJun - Verletzungsprävention im Juniorinnen-Fußball

Ausgangslage und Ziel

Der FC Würzburger Kickers Mädchen- und Frauenfußball e. V. spielt mit seiner Ersten Mannschaft in der Bayernliga und mit den U23-Juniorinnen in der Bezirksoberliga. Der Verein bietet dem Nachwuchs mit seinem Förderzentrum sehr gute Möglichkeiten einer gesunden Leistungsentwicklung. Hierbei nutzen die Verantwortlichen die aktuellen sportwissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Bereich der Männer. Denn zu spezifischen Verletzungsbedingungen bestehen im Leistungsfußball der Juniorinnen bislang kaum Studien, die Grundlagen für eine Verletzungsprävention liefern könnten. Hier setzt das Präventionsprojekt des Vereins in Kooperation mit der Universität Würzburg, einem Sportphysiotherapie-Zentrum und einem Hersteller von Trackingsystemen an. Durch das Projekt InJun (Injuries in female junior soccer) wird das Ziel verfolgt, mit einem geeigneten, datenbasierten Präventionsprogramm die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen im Leistungsfußball der Juniorinnen deutlich zu mindern und gleichzeitig grundlegende Daten für eine gezielte Belastungssteuerung der Teammitglieder zu generieren.

Aktivitäten

An InJun nahmen 25 Spielerinnen der B-Juniorinnen des Vereins teil, die in der höchsten bayerischen Liga Leistungsfußball spielen und drei Mal pro Woche trainieren.

Zunächst erfolgte eine Datenerhebung zu Ernährung und Alltagsbelastung. Die Spielerinnen haben in der Vorbereitungsphase drei Wochen lang ein Online-Tagebuch zu ihrer täglichen Ernährung und zu ihrem subjektiven Belastungserleben inklusive erlebter Erholungsphasen geführt. Ferner wurde der Menstruationszyklus der Spielerinnen erfasst. 

Fitnessuhren kamen zum Einsatz, um die körperlichen Belastungsdaten (Stress, Herzfrequenz, Herzratenvariabilität etc.) mittels Fitnessuhren rund um die Uhr, auch während des Trainings, aufzuzeichnen.

Im nächsten Schritt wurde mittels BORG-Skala die subjektiv erlebte Trainingsbelastung erfasst. In zwei unterschiedlichen Belastungsphasen erfolgte zu Beginn, am Ende und während des Trainings eine Messung der Sauerstoffsättigung, um die Belastung objektiv festzustellen.  

Alle Daten lagen für den Zeitraum von drei Wochen vor und wurden für jede Spielerin individuell aufbereitet, um Zusammenhänge zwischen Tagesablauf einerseits und Trainingsbelastung andererseits aufzuzeigen.

Schließlich haben die Verantwortlichen neben dem individuellen Belastungscoaching das Trainingsprogramm der U17-Juniorinnen an die Belastungswellen (Trainings-, vs. Spiel-, vs. Ruhetag) angepasst. Basierend auf dem Aufwärmprogramm Fifa11+ wurden zusätzlich spezifische Aufwärmmodule ergänzt, die die jeweilige durchschnittliche Belastung berücksichtigten.

 

Ergebnisse

Das Selbst-Monitoring sensibilisierte die Spielerinnen bereits für ihre eigene Lebensweise und ihre Alltagsbelastungen. In der Folge passten sie ihre Ernährungsgewohnheiten und ihren Schlafrhytmus an. Durch bewusste und trainings- sowie wettkampforientierte Lebensweise haben die Spielerinnen den Zusammenhang von Fitness als Folge veränderter Lebensweise subjektiv erlebt.

Durch die Erstellung individueller Belastungspläne und Anpassung des Trainingsprogramms reduzierten sich die Verletzungen der Bänder (insbesondere des vorderen Kreuzbands) und der Muskulatur im Vergleich zum gleichen Zeitraum der Vorsaison um die Hälfte. Auch hat sich die durchschnittliche Verletzungsdauer der Spielerinnen um fast 20 Prozent verkürzt.

Als Konsequenz haben die Verantwortlichen das Präventionsprogramm als Teil des Trainings der U23 und der Ersten Mannschaft aufgegriffen und umgesetzt. Somit erfolgte ein Transfer von der Jugend bis zu den erwachsenen Sportlerinnen.

 

Besonderheit

Das Projekt InJun ist als Folge der Verletzungsstudie bei Juniorinnen der Universität Würzburg entstanden (siehe Anlage: Artikel Leistungssport 3-2023). Die Studie zeigt, dass ein erhöhtes Risiko für geschlechtsspezifische Verletzungen der Bänder vor allem bei den U15- und U17-Juniorinnen auftreten. Entsprechend war die logische Konsequenz, ein Präventionsprogramm für diese Altersgruppe zu entwickeln.

Das Projekt InJun setzt in einem Bereich des Leistungssports an, für den im Grunde keine belastbaren Daten und noch weniger gezielte Projekte vorhanden sind. Die zunehmende Zahl an Studien im Frauenbereich wird innovativ durch eine Vorgehensweise bei den Juniorinnen ergänzt.

Das Projekt InJun wird rein ehrenamtlich durchgeführt und hält dennoch professionelle Standards der Verletzungsprävention ein. Durch die Netzwerkpartner wird das Projekt mit Fachexpertise konzipiert und umgesetzt. Indem Ernährungs-, Zyklus- und Belastungsdaten berücksichtigt werden, verfolgt InJun einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Risikofaktoren von Verletzungen in großer Bandbreite berücksichtigt werden. Sowohl individuelle Belastungsprofile werden berücksichtigt als auch für das Team angepasste Präventionsformen eingesetzt.

  • InJun - Verletzungsprävention im Juniorinnen-Fußball

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Zusatzinfo

Auf der VBG-Website sind speziell für Fußball, auch für den Fußball-Nachwuchs, weitere Informationen zur Verletzungsprävention und zu anderen Themen im Zusammenhang mit Gesundheit und Sicherheit zu finden.

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