Dom zu Limburg – Ertüchtigung der Umwehrungen
Bistum Limburg
Best Practice Präventionspreis 2024

Ausgangslage und Ziel
Das Bistum Limburg ist eine römisch-katholische Diözese, die Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz umfasst. Der Limburger Dom ist die Kathedralkirche des Bistums Limburg. Seine Emporen werden während der Gottesdienste als Erweiterung der Sitzplätze genutzt. Besonders bei den Führungen gehen die Besucher oft direkt an die bestehende Brüstung heran oder lehnen sich darüber. Die großen Öffnungen (ca. 0,45 x 0,65 m) und die geringe Höhe bergen besonders für Kinder eine erhöhte Gefahr abzustürzen. Das Geländer besteht aus einem Handlauf und Mittelholm, gehalten durch einen mittigen vertikalen Rundstab. Jedes der Elemente ist aus einem 20 mm starken Rundstab aus Rohstahl gefertigt. Die Verbindung erfolgt durch die schmiedetechnische Ausbildung von zwei Ösen im Stabprofil, in die Holm und Handlauf eingeführt sind. Fixiert wird das Geländer an den angrenzenden Bauteilen mittels Einbohrung. Die Höhe beträgt zwischen 0,85 m und 0,95 m. Es entspricht nicht den heutigen Anforderungen der Hessischen Bauordnung und genügt nicht den statischen Erfordernissen.
Die neue Absturzsicherung soll den statischen und baurechtlichen Vorschriften entsprechen, gehobenen handwerklichen und materialtechnischen Anforderungen genügen und zurückhaltend gestaltet sein. Da das gesamte Bauwerk unter Denkmalschutz steht, soll auch dieser Aspekt berücksichtigt werden, unter anderem durch den Erhalt des historischen Metallgeländers.
Aktivitäten
Die Verantwortlichen beauftragen ein Architekturbüro mit dem Entwurf einer zeitgenössischen Lösung für eine Ergänzung der Absturzsicherung im Bereich der seitlichen Emporen. Über den Bau von 1:1 Modellen und intensiver Abstimmung mit allen am Bau Beteiligten entsteht eine Lösung, die auf die Besonderheit des Ortes eingeht und die Anforderungen der baurechtlichen Vorschriften erfüllt.
Ergebnisse
Das Konstruktionsprinzip „Weiter- bzw. Anbauen“ wird angewendet. Dabei sind geringstmöglich Befestigungspunkte an der historischen Substanz erforderlich, die Ergänzungen im Stahlbau werden reversibel am Bestand angefügt. Durch Streben wird die Statik der vertikalen Stützen des Geländers verbessert. Anstelle einer Verankerung im Boden dienen Fußplatten der Aufnahme des Fußpunktes dieser Streben. Die Geländerfüllung wird durch horizontal angeordnete Rundeisen in variierenden Abständen und Dimensionen ergänzt. Der maximal zulässige Abstand von 120 mm wird eingehalten. Die Verbinder zwischen diesen Rundeisen werden in einem vorgegebenen Rhythmus angeordnet. Sie bestehen aus zweierlei Material: Messing glänzend und Messing matt gestrahlt oder patiniert. Strebe, Fußplatte und Konsole werden als notwendige zeitgenössische Ergänzung in einem additiven Element zusammengeführt. Um ein Übersteigen zu verhindern, wird die Füllung an einer entsprechend auskragenden Konsole befestigt; zur Stabilität erfolgt eine Verspannung zu den Fußplatten. Diese Regelkonstruktion wird im Prozess der Ausführungsplanung an die verschiedenen Einbausituationen im Dom angepasst. Durch die beschriebene Konstruktion ist die Sicherheit des Geländers deutlich erhöht. Es entspricht nun den baurechtlichen Vorschriften, berücksichtigt die Vorgaben des Denkmalschutzes und fügt sich harmonisch in das Bauwerk ein.
Besonderheit
Besonders ist die intelligente Kombination von Neu und Alt im sehr hochwertigen denkmalgeschützten Bestand zum Schutz und Wohle der Besucher. Das hat eine Vorbildfunktion im Sinne der Konstruktionsweise der Geländerertüchtigung in einer mittelalterlichen Kathedrale. Denn durch den Anbau mithilfe der Klemmwirkung konnte der Verlust von Originalsubstanz vermieden werden, der sonst beispielsweise durch Bohren an dem denkmalgeschützten bestehenden Teil des Geländers aufgetreten wäre.
Dom zu Limburg – Ertüchtigung der Umwehrungen
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Zusatzinfo
Interessante Informationen zu Organisation von Arbeitsschutz, speziell auch für Kirchen, finden Sie auf der Website der VBG.