Asbest-Sanierung von Kitt im Glasfalz inklusive Asbest-Sachkundelehrgang
Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks/Institut für Verglasungstechnik und Fensterbau e. V.
Best Practice Präventionspreis 2020

Ausgangslage und Ziel
Der Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks ist die Interessenvertretung des Glaserhandwerks in Politik und Wirtschaft. Er verfolgt das Ziel, wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturänderungen mit zu steuern. An den Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks angegliedert sind das Institut für Verglasungstechnik und Fensterbau e. V. und das Technische Kompetenzzentrum.
Ausgangslage des Projektes waren die Gefahren durch asbesthaltigen Kitt in den Glasfalzen von Fenstern. Asbest kann sich dort in geringen Masseanteilen von ungefähr 1 Prozent befinden. Die Asbestkontamination des verarbeiteten Fensterkitts kann nur über eine Analyse von Proben nachgewiesen werden.
Ziel war es, das gesundheitsgerechte Sanieren von asbesthaltigem Kitt im Glasfalz unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit für das Glaserhandwerk und die betroffenen Auftraggeber wirtschaftlich vertretbar zu lösen. Dabei sind die Vorgaben für Schutzmaßnahmen nach den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) 519 zu beachten, um die Gesundheitsgefahren durch Asbest zu minimieren.
Aktivitäten
Um die Ziele zu erreichen, strebte der Verband ein emissionsarmes Verfahren für Tätigkeiten mit geringer Exposition nach Nr. 2.9 der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 519 an. Eine solches Verfahren muss behördlich oder von den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) geprüft und anerkannt werden. Grundlage der Prüfung sind die vom Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) aufgestellten Bewertungsmaßstäbe.
Der Verband entwickelte ein entsprechendes Verfahren. Hieran beteiligte sich die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG-Bau). Der Verband stimmte sich auch frühzeitig mit dem IFA ab. Eine Voraussetzung für die Anerkennung als emissionsarmes Verfahren ist, dass gewährleistet ist, dass bei Tätigkeiten die Asbestfaserkonzentration von 10.000 Fasern je Kubikmeter Luft unterschritten wird. Erreicht wird dies dadurch, dass ausschließlich staubarme Handwerkzeuge zum Aushauen und Schneiden verwendet werden. Fräsende, oszillierende und schleifende Werkzeuge und andere staubemittierende Maschinen dürfen nicht eingesetzt werden. Zusätzlich ist der Kitt mit Schwamm oder Sprühgerät anzufeuchten und / oder zu erwärmen. Der abgelöste Kitt ist manuell in den Entsorgungsbehälter zu legen oder mit einem Sauger der Staubklasse H aufzusaugen. Messungen ergaben, dass die Anforderung für emissionsarme Verfahren erfüllt werden. Das detailliert beschriebene Verfahren ist zwischenzeitlich geprüft und anerkannt. Veröffentlicht ist es als Ergänzung zur DGUV-Information 201-012 (BT 42). Inhalt des Verfahrens sind auch organisatorische Maßnahmen, wie die Benennung einer sachkundigen verantwortlichen Person nach TRGS 519 Nr. 5.1, Anforderungen an die Arbeitsvorbereitung und -ausführung sowie Abfallbeseitigung und dem Verhalten bei Störungen. Das Technische Kompetenzzentrum des Verbandes ist darüber hinaus anerkannter Lehrgangsträger für die Durchführung der Qualifizierungsmaßnahmen nach Anlage 4c der TRGS 519, des sogenannten kleinen Asbestscheins.
Ergebnisse
Mit dem Umsetzen des emissionsarmen Verfahrens ist der notwendige Arbeitsschutz beim Sanieren von asbesthaltigem Kitt im Glasfalz gewährleistet. Die Prävention steht auf rechtlich sicherer Basis. Etwa 600 Glaser haben zwischenzeitlichen beim Technischen Kompetenzzentrum des Verbandes das Qualifizierungsmodul für sachkundige Personen bei Anwendung des anerkannten emissionsarmen Verfahrens nach TRGS 519 Nr. 2.9 absolviert und die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erlangt. Für die Initiative erhält das Unternehmen am 13. November 2018 den 12. Deutschen Gefahrstoffschutzpreis vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Besonderheit
Die Gesundheitsgefahren durch Asbest können durch die Anwendung des Verfahrens auf ein akzeptables Risiko minimiert weden. Das Rundumkonzept bringt nicht nur dem Glaserhandwerk Vorteile, auch die Auftraggeber können zu akzeptablen Kosten Verglasungen sanieren und gleichzeitig das Gefahrenpotential von Asbest minimieren. Entscheidend ist die jederzeit konstruktive, positiv eingestellte Kooperation der Beteiligten, dank der hilfreich agierenden Institutionen Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicheheit (BMUB), Institut für Arbeitsschutz (IFA) der DGUV, BG-Bau, Regierungspräsidium Kassel und Helfern innerhalb der Innung.
Asbest-Sanierung von Kitt im Glasfalz inklusive Asbest-Sachkundelehrgang
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Artikel zum Thema Asbest in Fensterkitt
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