Rückengerechtes Arbeiten im Gesundheitswesen
1. Allgemeines
Beschäftigte im Gesundheitswesen sind einer erhöhten Belastung des Muskel- und Skelettapparates ausgesetzt. Ungünstige Bewegungsabläufe und hohe physische Belastungen führen in vielen Fällen auf Dauer zu Problemen im Rücken, Schulter- und Nackenbereich aber auch in den Beinen. Damit der Umgang mit Arbeitsmitteln sowie Patienten und Patientinnen nicht zu Erkrankungen führt, ist eine ganze Reihe von Maßnahmen sinnvoll:
- Ergonomische Einrichtung und bauliche Gestaltung der Arbeitsplätze
- Menschengerechte Gestaltung der Arbeitsabläufe
- Einsatz geeigneter Hilfsmittel
- Aktivierung und Einbeziehen der Patienten/Patientinnen und Bewohner/Bewohnerinnen in die Bewegungsabläufe
- Einsatz rückengerechter Arbeitstechniken
- Tragen geeigneter Arbeitskleidung
Für Beschäftigte die einer erhöhten Belastung des Muskel- und Skelettapparates ausgesetzt sind, kann das Angebot einer arbeitsmedizinischen Vorsorge notwendig werden. Angaben hierzu sind der Gefährdungsbeurteilung des Einsatzbetriebs zu entnehmen.
2. Maßnahmen
Ergonomische Einrichtung und bauliche Gestaltung
Zum Beispiel durch:
- Ausreichend Platz für eine rückenschonende Arbeitsweise
- Kurze, ebene und barrierefreie Wege
- Höhenverstellbare Arbeitsflächen
- Ergonomisch gestaltete Bildschirmarbeitsplätze (auch Pflegekräfte verbringen einen nicht unerheblichen Teil ihrer Arbeitszeit an Bildschirmen)
Menschengerechte Gestaltung der Arbeitsabläufe
Zum Beispiel durch:
- Verteilung der Belastungen gleichmäßig auf alle Beschäftigte
- Tätigkeiten möglichst abwechslungsreich gestalten
- In der Pflegeplanung festlegen, welche Patienten und Patientinnen zu zweit betreut werden und welche Hilfsmittel eingesetzt werden sollen
- Ausreichend Zeit für die einzelnen Tätigkeiten einplanen
Einsatz geeigneter Hilfsmittel
Wie zum Beispiel:
- Elektrisch verstellbare Pflegebetten
- Lifter
- Umsetzhilfen
- Höhenverstellbare Badewannen und Toiletten
- Gleitmatten
- Gleittuch
- Rutschbrett
- Rollbrett
- Antirutschmatten
- Bettzügel/Bettleitern
- Haltegürtel
- Gleithandschuhe
- Gleitlaken

Aktivierung und Einbeziehen der Patienten/Patientinnen und Bewohner/Bewohnerinnen in die Bewegungsabläufe.
Das kann zum Beispiel erreicht werden durch:
- Die Beschäftigten in Pflegekonzepten wie Aktivitas-Pflege, Bobath-Konzept oder Kinästhetik schulen. Jedes dieser Konzepte vermittelt die Fähigkeit, Ressourcen der Patienten und Patientinnen zu aktivieren und für die Arbeit zu nutzen. Dadurch werden physische Belastungen für die Pflegekräfte reduziert.
- Die vorhandenen Ressourcen des Patienten oder der Patientin nutzen
- Den Patienten oder die Patientin über die geplante Bewegung informieren und ihm/ihr ausreichend Zeit geben, die eigenen Ressourcen mit einzubringen.
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Rückengerechte Arbeitstechniken einsetzen
Zum Beispiel:
- Pflegebett auf geeignete Arbeitshöhe einstellen
- Hilfsmittel nutzen
- Mit Kollegen/Kolleginnen und Patient/Patientin die geplante Aktivität abstimmen, eventuell Arbeiten zu zweit ausführen
- Körpernah arbeiten um die Hebelwirkung gering zu halten
- Den Patienten oder die Patientin bewegen statt zu heben. Die Bewegung über Gewichtsverlagerung in den Beinen begleiten
- In aufrechter Körperhaltung arbeiten
- Ausgangsstellung an der geplanten Bewegungsrichtung ausrichten ohne den Oberkörper zu verdrehen
Zum sicheren und gesunden Arbeiten sollten Pflegekräfte mindestens folgende Bewegungsabläufe rückengerecht ausführen können
- Aufrichten zum Sitzen im Bett
- Drehen und Lagern
- Bewegen zum Kopfende
- Aufrichten zum Sitzen an der Bettkante
- Umsetzen vom Rollstuhl auf die Bettkante und umgekehrt
- Aufstehen
3. Geeignete Arbeitskleidung
- Die Arbeitskleidung darf die Bewegungsfähigkeit nicht einschränken
- Der Berufsschuh soll dem Fuß ausreichend Halt geben, d.h. hinten und vorne geschlossen sein, über ein gutes Fußbett verfügen und eine rutschhemmende Sohle aufweisen
