
VBG-Sportreport 2025 belegt: Fußballerinnen verletzen sich anders
VBG erhebt erstmals systematisch Daten der 1. und 2. Frauen-Bundesliga und untersucht Unterschiede zum Herrenfußball
Es passierte in der 40. Minute des ersten Gruppenspiels der deutschen Frauen-Nationalmannschaft: Bei einer Grätsche verdrehte sich Giulia Gwinn das linke Knie – das EM-Aus für die Kapitänin. Ihre Verletzung ist ganz typisch bei Fußballerinnen. Das belegt der achte VBG-Sportreport, in dem erstmals systematisch Daten zu Verletzungen im Frauenfußball analysiert werden.
Studie schließt Datenlücke zu Verletzungen im Frauenfußball
Im Gegensatz zu den Männern gab es bisher kaum verlässliche Daten darüber, wie häufig und wo genau sich Fußballspielerinnen Verletzungen zuziehen. Um diese Lücke zu schließen, ist die VBG neue Wege gegangen: „Aufgrund des nach wie vor geringeren Professionalisierungsgrads im Frauenfußball konnten wir die aus dem Männerfußball bekannten Methoden zur Datenerfassung nicht nutzen“, erklärt Dr. Christian Klein, Wissenschaftskoordinator Sport bei der VBG. „Also haben wir eine deutschlandweite Studie ausgeschrieben und an das Universitätsklinikum Regensburg vergeben, die während der Saison 2023/24 durchgeführt wurde.“
An der Studie haben 21 der insgesamt 26 Vereine der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga teilgenommen. So kam eine Studienkohorte von 551 Fußballerinnen zustande, von denen 227 in der ersten und 269 in der zweiten Frauen-Bundesliga spielten. Während der untersuchten Spielzeit traten 362 Verletzungen auf. „Dank der hohen Akzeptanz der Studie bei den Vereinen liegt uns eine aussagekräftige und relevante Studie vor, die es erstmals ermöglicht, ein realistisches Bild der Verletzungen im deutschen Frauen-Profifußball zu zeichnen”, so Dr. Christian Klein.
Wo Frauen besonders gefährdet sind
Rund 42 Prozent der Spielerinnen haben sich während der Saison verletzt – dabei war der Anteil der Akteurinnen, die mindestens eine Verletzung erlitten haben, in der Bundesliga deutlich höher (53 %) als in der zweiten Bundesliga (38 %). Stürmerinnen waren am häufigsten (53 %) betroffen, Mittelfeldspielerinnen am seltensten (37 %). Die Häufigkeit der Verletzungen nahm mit steigendem Alter und der Dauer des Einsatzes auf dem Spielfeld zu.
Das Kniegelenk war mit über 22 Prozent die am häufigsten verletzte Körperregion, gefolgt vom Sprunggelenk (20 %) und dem Oberschenkel (18 %). Knieverletzungen kamen nicht nur am häufigsten vor, sondern verursachten auch die längsten Ausfallzeiten. Muskelverletzungen waren ebenfalls häufig, wobei Zerrungen mit 40 Prozent am häufigsten vorkamen. Erstmals wurde auch der Einfluss des weiblichen Zyklus untersucht: Die meisten Verletzungen traten in der letzten Zykluswoche auf. Die Aussagekraft dieser Erhebung ist allerdings noch eingeschränkt, da nur rund ein Viertel der beteiligten Ärztinnen und Physiotherapeutinnen die Zyklusphase zum Zeitpunkt der Verletzung angegeben haben.
Bildergalerie: Frauen-Bundesliga-Saison 2023/24





Verletzungsmuster im Geschlechtervergleich
Zwar sind beim Vergleich der Daten aus dem Frauen- und Männerfußball die unterschiedlichen Erhebungsmethoden – bei den Männern über Versicherungsdaten, bei den Frauen über direkte Meldungen während der Studie – zu berücksichtigen. Dennoch lässt der VBG-Sportreport 2025 erstmals einen Blick auf die Geschlechterunterschiede zu. So verletzten sich die männlichen Profis deutlich häufiger (86 % in der Spielzeit 2021/22 beziehungsweise 78 % in 2022/23). Sie erlitten durchschnittlich 2,2 Verletzungen pro Saison, bei den Frauen ist dieser Wert mit 0,6 Verletzungen deutlich geringer. Männer verletzten sich am häufigsten am Oberschenkel (22 %), gefolgt von Knie (15 %) und Sprunggelenk (13 %). Torhüter und Abwehrspieler waren am meisten betroffen.
Erfolgreiches Pilotprojekt mit Zukunft – für bessere Prävention
Insgesamt zeigt die Studie, dass der Frauenfußball auf das weibliche Geschlecht zugeschnittene Präventionskonzepte braucht. Vor allem hinsichtlich Kniegelenksverletzungen, die dort deutlich häufiger vorkommen. Nur so können Spielerinnen besser geschützt und verletzungsbedingte Ausfallzeiten reduziert werden. „Hilfreich könnten zum Beispiel spezielle Trainingsprogramme zur Stärkung der Knie- und Beinmuskulatur oder ein besseres Monitoring der Trainingsbelastung sein. Außerdem sollten die Trainingspläne an die infrastrukturellen Rahmenbedingungen des Frauenfußballs angepasst werden”, so der VBG-Wissenschaftskoordinator Sport. Der achte VBG-Sportreport liefert die von Forschung, Vereinen, Ärztinnen und Ärzten sowie Trainerinnen und Trainern dafür benötigte Datengrundlage.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wertet das von der VBG gestartete Gesundheitsregister als erfolgreiches Pilotprojekt und wird dieses fortan weiterführen.
Außerdem befasst sich die achte Ausgabe, wie gewohnt, mit den Verletzungen in die beiden höchsten Spielklassen der Männer im Basketball, Eishockey, Fußball und Handball. Dabei wurden – mit Auswertungen der Saison 2021/22 und 2022/23 – erstmals Daten aus zwei Spielzeiten analysiert.
Ausgabe Nr. 8 zum Download
VBG-Sportreport 2025
PDF | 14,4 MB
Prävalenzen im Frauenfußball nach Spielposition
Anteil (%) verletzter Spielerinnen in der Saison 2023/24
Kumulative Saisoninzidenzen
Durchschnittliche Anzahl der Verletzungen pro Spieler nach Sportart
Faktencheck zur Spielzeit 2021/22 und 2022/23
Schnellübersicht aus dem VBG-Sportreport 2025
PDF | 5,2 MB
Weitere Ausgaben zum Download
VBG-Sportreport 2019
PDF | 14,8 MB
VBG-Sportreport 2019 (english version)
PDF | 22,4 MB
VBG-Sportreport 2018
PDF | 10,6 MB
VBG-Sportreport 2017
PDF | 8,5 MB
VBG-Sportreport 2017 (english version)
PDF | 9,4 MB
VBG-Sportreport 2016
PDF | 4,6 MB