Zwei Beschäftigte vor einer Vielzahl von Monitoren in einem Kontrollraum  mit künstlicher Beleuchtung

Nicht-visuelle 
Wirkung von Licht

Die richtige Beleuchtung trägt dazu bei, dass der Biorhythmus Ihrer Beschäftigten auch bei Nachtschichtarbeit unterstützt wird – damit die innere Uhr im Takt bleibt.

Beleuchtung für Schichtarbeit

Licht in der Nachtschicht

Schichtarbeit gehört für viele Beschäftigte zum Berufsalltag – ob bei der Polizei, im Krankenhaus oder am Flughafen. Auch in der Glas- und Keramik-Industrie, im öffentlichen Personenverkehr und in weiteren Mitgliedsunternehmen der VBG wird Nachtschichtarbeit auch in Zukunft unerlässlich bleiben.

Licht aktiviert

Neuere Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre bestätigen, dass sich Licht auf die Aktivierung des Menschen auswirkt und den biologischen Rhythmus prägt. Studien konnten belegen, dass helles Licht mit einem höheren Blauanteil die Aufmerksamkeit, Aktivität und Arbeitsfähigkeit sowohl am Tag als auch in der Nacht steigert. Deswegen werden für Arbeitsbereiche mit Nachtschichttätigkeit Beleuchtungsanlagen angeboten, die hohe Farbtemperaturen beziehungsweise einen erhöhten spektralen Blauanteil bieten. Ziel ist es, Beschäftigte auf diese Weise – vor allem am biologischen „Tiefpunkt“ in der Nacht – zu aktivieren. Die Ermüdung soll verringert, die Fehlerhäufigkeit herabgesetzt und damit Unfälle vermieden werden.

Falsche Beleuchtung stört die innere Uhr

Eine solche Beleuchtung ist aus medizinischen Gründen nicht unumstritten. So geben Forschende zu bedenken, dass falsches Licht – vor allem für Beschäftigte im wechselnden Schichtbetrieb – gesundheitliche Risiken birgt. Die VBG hat vor diesem Hintergrund eine Stellungnahme bei Dr. Dieter Kunz in Auftrag gegeben, der seit zwei Jahrzehnten zu den führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Schlafmedizin zählt. Der Berliner Somnologe kommt auf Grundlage aktueller Forschungsberichte zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von blau angereichertem, hellem Licht während Nachtschichten zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu empfehlen ist. Der Grund: Eine solche Beleuchtung stört das „circadiane System“, also die innere biologische Uhr, die sämtliche Funktionsabläufe des menschlichen Körpers aufeinander abstimmt. Nachweislich werden dadurch Melatonin unterdrückt und auch andere physiologische Prozesse im Körper gestört. Als mögliche Alternative könnte sich aus Sicht von Dr. Kunz künftig hingegen blaugefiltertes, „oranges“ Licht erweisen. Bei diesem Licht ließ sich ebenfalls eine wachmachende und leistungsverbessernde Wirkung, insbesondere in der zweiten Nachthälfte, feststellen.
 

Empfehlung der VBG: Kein Licht mit hohem Blauanteil in der Nachtschicht


Die Erkenntnisse zur nichtvisuellen Wirkung von Licht sind relevant für Sicherheit und Gesundheit Ihrer Belegschaft. Wir raten im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen, dass eine Beleuchtung mit einem erhöhten blauen Spektralanteil, beziehungsweise mit hohen Farbtemperaturen, besonders in Verbindung mit einer hohen Beleuchtungsstärke während der Nacht den biologischen Rhythmus Ihrer Beschäftigten verschieben kann. Um die innere Uhr der Betroffenen – auch bei wechselnden Schichten – so wenig wie möglich aus dem Takt zu bringen, empfehlen wir für mehr Aufmerksamkeit in der Nacht, Leuchtmittel mit warmweißer bis oranger Lichtfarbe (niedrige Farbtemperatur) zu verwenden. Für Situationen in der Nachtschicht, in denen eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich ist, zum Beispiel bei hohem Gefahrenpotenzial, sollten höhere Beleuchtungsstärken als die geforderten Werte (siehe ASR A3.4 „Beleuchtung“) eingestellt werden können.

Hör Dich sicher – Der VBG-Podcast

Folge 22: „Im Takt des Lichts“ – Nichtvisuelle Wirkung von Licht auf den Menschen

In Folge 22 des Podcasts geht es um die nichtvisuelle Wirkung von Licht auf den Menschen. Wie wirkt es sich auf den Arbeits- beziehungsweise Gesundheitsschutz und auf verschiedene Berufsgruppen aus.  VBG-Expertin Sylke Neumann (Leiterin des Fachbereichs Verwaltung und stellvertretende Leiterin des Sachgebiets Beleuchtung der VBG) und Experte Professor Herbert Plischke (Arbeits- sowie Forschungsbereich Licht und Gesundheit, Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik der Hochschule München) erläutern das Thema für Sie.

10. DIN-Expertenforum

Am 30.06.2022 fand das 10. DIN-Expertenforum in Berlin statt. Auf diesem Forum referierten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Ländern zu ihren neusten Erkenntnissen zur nichtvisuellen Wirkung von Licht. Den Bericht zum 10. DIN-Expertenforum von Herrn Prof. Dr. habil. Thomas Kantermann können Sie hier herunterladen.